Von dem neuen Kapselsystem "A Modo mio" verspricht sich der Italiener, der seit gut zwanzig Jahren für Lavazza tätig ist, erhebliche Impulse. Wie alle Kaffeeprodukte des Unternehmens sei auch das neue System im oberen Qualitätsspektrum angesiedelt. Speziell für Deutschland bringe man auch Caffé Crema in Kapseln auf den Markt. Zunächst soll es sieben Sorten geben. An der Dynamik partizipieren Die von Saeco und Philips produzierten Maschinen gebe es in zwei Varianten, die vollautomatische für knapp 200 Euro, die preisgünstigere zur manuellen Bedienung für 160 Euro. Ebenso wie bei den Wettbewerbern soll der Schwerpunkt der Maschinen-Einführung über Elektro-Spezialisten wie Mediamarkt und Saturn erfolgen. Mit der Einführung des eigenen geschlossenen Kapselsystems will Lavazza am starken Wachstum dieses Teilmarktes partizipieren. Zu den treibenden Kräften gehören mit jährlich zweistelligen Zuwachsraten Nestlé mit Nespresso und Dolce Gusto sowie Kraft Foods mit Tassimo. Auch Tchibo hat dieses Feld mit Cafissimo besetzt, liegt aber trotz guter Zuwächse weit hinter den Wettbewerbern. Allen Beteiligten versprechen geschlossene Systeme erquickliche Margen, denn anders als im übrigen Kaffeemarkt bleiben Preisschlachten hier aus. Billigangebote jagen Marktanteile ab Anders sieht es dagegen im Stammgeschäft von Lavazza aus, bei den gemahlenen und ungemahlenen Bohnen für Espresso-Automaten. Hier hat vor allem Tchibo mit Billigangeboten für Eduscho dem Wettbewerb Marktanteile abgejagt. Lavazza selbst schnitt laut Marktforschung zwar im klassischen Lebensmittelhandel gut ab. Doch letztlich bekamen die Frankfurter in den vergangenen Monaten ihre völlige Abstinenz bei Hart-Discountern wie Aldi und Lidl zu spüren. Selbst von gelegentlichen Aktionen bei Lidl habe man anders als noch 2009 Abstand genommen, ergänzt Verkaufschef Jochen Wendt. Die Marke Lavazza stehe für das obere Preissegment des Marktes. Daran werde nicht gerüttelt. Ganz im Gegenteil: Jetzt werde auch die in Italien verbreitete Variante "Qualitá Oro" auf den Markt gebracht – zum stolzen Endpreis von annähernd 16 Euro je Kilo. Zum Vergleich: Der Durchschnittspreis für Espresso-Bohnen sank im ersten Halbjahr deutlich unter 9 Euro. Trotz dieses gewaltigen Unterschieds geben sich Civati und Wendt zuversichtlich. Zahlreiche Samplings und Verkostungen sollen die Konsumenten davon überzeugen, dass die Qualität den höheren Preis rechtfertige. Marketing-Budget aufgestockt Zur Unterstützung der Neueinführungen wie auch der Marke insgesamt greifen die Frankfurter nach eigenen Angaben tiefer in die Tasche, ohne konkrete Beträge zu nennen. Insgesamt lägen die Marketinginvestitionen zwischen 5 und 10 Prozent des Umsatzes. Dieser erreicht in Deutschland rund 120 Mio. Euro, davon 20 Mio. Euro im Großverbrauchergeschäft und rund 100 Mio. Euro im LEH. Insgesamt setzte die italienische Luigi Lavazza S.p.A. im vergangenen Jahr mit 1,09 Mrd. Euro soviel um wie 2008. Der Gewinn (Ebitda) lag mit 168 Mio. Euro ebenfalls auf dem Vorjahresniveau. Außerordentlich hoch waren mit 80 Mio. Euro die Anlage-Investitionen. Neben den vier italienischen Fabriken verfügt der Konzern inzwischen auch über Produktionen in Indien und Brasilien.